Mit seinen Auktionen Moderne Kunst, Zeitgenössische Kunst und Photographie hat Lempertz insgesamt einen Umsatz von sehr erfreulichen 11 Mio. Euro erzielt. Lempertz hat in diesem Herbst zwei Jubiläen feiern können: 30 Jahre Auktionen Zeitgenössische Kunst und 30 Jahre Photographie-Auktionen. Als erstes deutsches Auktionshaus führte Lempertz die Versteigerung dieser beiden Bereiche in Deutschland ein (1989): eine Pionierleistung.An der Spitze der Zeitgenossen stand mit € 487.000 Yves Kleins monochromes „IKB 132“ aus dem Jahr 1957. Eines der Bronze-Sonnenkreuze von Joseph Beuys erreichte € 397.000. Antony Gormley kam mit € 298.000 für „Iron Baby“ weit über die Taxe, die auch der bei Lempertz stets sehr erfolgreiche Zdeněk Sýkora mit zwei Leinwänden für 273.000 und € 223.000 überschritt. Heinz Macks sehr großformatiges Kaufhof- Wandmosaik reüssierte mit € 248.000. Hans Hartung war gleich mit je zwei seiner Gemälde und Papierarbeiten aus der Sammlung Grohmann erfolgreich, wobei das höchste Resultat mit € 236.000 die Taxe weit überstieg.
Mit € 487.000 war Yves Kleins 35 x 25,3 x 2,7 cm messendes Bild „IKB 132“ aus dem Jahr 1957, eine der legendären in tiefem, leuchtendem Ultramarinblau gehaltenen Leinwände, das Spitzenlos der Auktion. Im Januar desselben Jahres fand auch die aufsehenerregende Ausstellung namens „Proposte monocrome, epoca blu“ in der Mailänder Galleria Apollinaire statt, die die Initialzündung für die beispiellose künstlerische Karriere Yves Kleins' bildete. Der Künstler stellte hier erstmals eine Gruppe von elf monochromen Bildtafeln aus – eine außerordentliche Provokation zu dieser Zeit (Lot 617, € 400/600.000).
Als „Sonnenkreuz“ von Joseph Beuys aufgerufen wurde, entbrannte ein hartnäckiges Bietgefecht, das die Bronze von € 180/200.000 bis auf € 397.000 nach oben trieb. Mit dem „Sonnenkreuz“, einem der frühesten künstlerischen Werke von Beuys, gelingt dem jungen Künstler ein Werk von beispielloser Expressivität. Es steht noch unter dem stilistischen Einfluss seines Lehrers Ewald Mataré, verdeutlicht jedoch bereits die künstlerisch freie, eigenständige Auffassung, mit der sich Beuys schon in diesen Jahren als Künstler einen Namen macht (Lot 611).
Gerhard Richter war mit einer bemerkenswerten Offerte präsent. Aus dem Jahr 1997 stammten zwei „Abstrakte Bilder“ auf Alu-Dibond. Sie weisen eine Mehrschichtigkeit des Farbauftrages auf, die eine optische Tiefenräumlichkeit hervorruft. Die Ölfarbe wurde mit dem Rakel im Wechsel in vertikalem und horizontalem Verlauf auf den glatten Malgrund gestrichen, wodurch sich vielfache Strukturverläufe, Überlagerungen und Farbmischungen ergeben. Die beiden Bilder wurden für je € 298.000 von einem deutschen Sammler erworben (Lots 641/642, je € 300.000). Das von Monochromie geprägte, 1973 entstandene Ölgemälde „Grau“ wurde für € 186.000 ebenfalls von einem deutschen Sammler übernommen (Lot 628, € 150/200.000).
Antony Gormleys "Iron Baby”, ein Eisenguss aus dem Jahr 1990 (Ex. 2/10), kam mit € 298.000 weit über die Taxe von € 120/180.000. Das eiserne Baby ist mit 12 x 17 x 28 cm ein anrührend winziges Wesen inmitten der sonst großformatigen Plastiken Gormleys. Die Plastik zeigt ein zusammengerollt auf dem Bauch schlafendes Neugeborenes in Lebensgröße, welches in seiner Unschuld und Hilflosigkeit augenblicklich an die Beschützerinstinkte des Betrachters appelliert, doch in der Schwärze und Härte seines Materials zugleich Irritationen auslöst. Werke von Gormley sind übrigens gerade in der Royal Academy of Arts in London ausgestellt worden (Lot 649). Erneut hat sich Lempertz als exzellenter Auktionsort für Gemälde von Zdeněk Sýkora erwiesen: Seit Jahren versteigert das Haus seine Arbeiten mit Spitzenzuschlägen. Auch diesmal war der Künstler mit zwei seiner charakteristischen Linienbildern von 1987 und 1990 vertreten. Die beiden quadratischen Formate Nr. 45 und 69 waren mit je € 150/200.000 bewertet, wobei „Linie Nr. 69“ für € 273.000 und „Linie Nr. 45“ für 223.000 nach Tschechien wandern (Lots 631 / 632).
Viel Erfolg wie schon in der Modern Kunst auch für die Lose der Zeitgenössischen Kunst aus der Sammlung Will Grohmann: damit ist sie komplett abgesetzt worden (s.a. Pressenachbericht Moderne Kunst). Von Hans Hartung kam mit „T 1955-23a“ von 1955 eine seiner typischen, durch schwarze Striche und voller Energie stark aufgeladenen Leinwände. Internationale Telefone rangen um die Arbeit, die schließlich erst mit dem Einsatz von € 236.000 von einer englischen Sammlung übernommen werden konnte (Lot 601, € 100/150.000). Derselbe Bieter erwarb auch für € 112.000 das in Öl und Pastell ausgeführte „T 1950-60“ aus dem Jahr 1950 (Lot 603). Von € 7/9.000 schoss ein in Pastell und Kohle auf Karton gemalte Arbeit bis auf € 81.000 empor (Lot 600).
Von Heinz Mack kam aus der Sammlung Kaufhof ein mit 387 x 788 cm bemerkenswert großformatiges Wandmosaik aus Glasmosaiksteinen aus dem Jahr 1995. Das Mosaik basiert auf dem Gemälde "Klang-Farben" von 1993 und wurde als Wandmosaik in Köln 1995 von den italienischen Mosaiklegern Lino und Francesca Linossi ausgeführt. Ein deutscher Sammler übernahm für € 248.000 das nahezu 32 qm große Wandmosaik (Lot 627, € 150/250.000).
Bis auf € 124.000 kletterte Carla Accardis „Biancobianco“, eine weiß-monochrome, geschlitzte Arbeit aus dem Jahr 1965; die Künstlerin zählt zu den bedeutenden Vertreterinnen der abstrakten Kunst in Italien (Lot 607, € 50/70.000). Hoch hinaus kam auch Gunter Brus: Seine „Die rote Tödin“ bannte er 1981 in Pastell und Graphit auf Packpapier; sie schnellte von geschätzten € 30/40.000 bis auf € 124.000 (Lot 622). Auf € 87.000 kam eine der subtilen, quadratischen Leinwände Jef Verheyens aus dem Jahr 1975 (Lot 618, 70/90.000). Imi Knoebel war mit 14 Arbeiten aus der Zeit von 1985 bis 2016 erneut bemerkenswert stark vertreten. Den höchsten Preis erzielte mit € 74.000 eine unbetitelte Malerei auf Aluminium (Lot 637, € 40/50.000).