Karl Heinz Jakob (1929–1997) war ein in der DDR geachteter Maler, dessen Sujets sich, wie von der offiziellen Kulturpolitik gewünscht, aus dem Bereich der Werktätigen und Arbeiter speisten, aber auch aus dem familiären Umfeld. Von ihm stammt unter anderem das monumentale Wandbild Mechanisierung der Landwirtschaft, 1960–1961, im ehemaligen Plenarsaal des Rates des Bezirks Karl-Marx-Stadt in unmittelbarer Nähe zu den Kunstsammlungen am Theaterplatz.
Das in Henrike Naumanns Installation DDR Noir (Bergarbeiterkneipe) einbezogene Portrait eines Bergarbeiters mit Helm (Zwickauer Kumpel, 1960) gehört zu den Gemälden von Karl Heinz Jakob, die den kulturpolitischen Anforderungen an die Darstellung von Arbeitern im Stile des sozialistischen Realismus genügen, zugleich aber auch Raum für die Individualität des Dargestellten lassen sollten. Die körperliche und vielleicht auch seelische Erschöpfung des Porträtierten ist im Gesicht und besonders in den müden, aber offenen Augen ablesbar, was wiederum nicht der offiziellen Propagierung eines optimistisch in die sozialistische Zukunft schauenden Arbeiters entsprach. Henrike Naumann setzt das Gemälde mit einer schwarz lackierten Bargarnitur mit Spiegeln, Goldverzierung und Hocker, aber auch einer goldenen Lampe mit den Bergbausymbolen Schlägel und Eisen in den Dialog. Der Titel der Installation, DDR Noir (Bergarbeiterkneipe), öffnet ein ganzes Spektrum von düsteren Assoziationsräumen.
Henrike Naumann fragt hier unter anderem nach dem Umgang mit dem Erbe der DDR, mit der Wendezeit und mit dem komplexen und ambivalenten Vorgang des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik. Durch die anachronistische und direkte Konfrontation völlig unterschiedlicher ästhetischer Ansätze wie der Malerei der späten 1950er und frühen 1960er Jahre sozialistisch-ostdeutscher Prägung und dem kapitalistisch-postmodernen Mobiliar westdeutscher Einrichtungshäuser entstehen Assoziationsketten und Brüche, die auf künstlerische Weise die ganze Spannweite der angedachten Bezüge in einer raumgreifenden Installation erfahrbar machen und zur Reflexion darüber einladen.
»Henrike Naumanns Arbeit DDR Noir (Bergarbeiterkneipe) ist für die Kunstsammlungen Chemnitz nicht nur deswegen von großer Bedeutung«, so Dr. Frédéric Bußmann, »da mit dem Erwerb des Werkes der Bestand im Bereich Skulptur und Plastik in Richtung Gegenwartskunst erweitert wird. Die Künstlerin setzt sich in ihrer Arbeit auseinander mit dem für Chemnitz virulenten Thema des Umgangs mit dem Erbe der DDR und den Transformationsprozessen, die die Vereinigung mit sich brachte.«
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag, Feiertag 11–18 UhrMittwoch 14–21 Uhr24.12. und 31.12. geschlossen
Eintrittspreise*
7 Euro, 5 Euro ermäßigt
ab 10 Personen Gruppenrabatt:5 Euro, 3 Euro ermäßigt
Freier Eintritt für Kinder undJugendliche unter 18 Jahren
Copyright © 2024 findART.cc - All rights reserved