Die Versteigerung der 717 Lose am 25. Mai glich einer Reise durch Zeiten und Welten, denn kaum eine Epoche, kaum eine Region dieser Welt und kaum ein in höchster Kunstfertigkeit verarbeitetes Material, das nicht im Katalog ‚Kunst und Kunsthandwerk, Antiken‘ zu finden war.Unter reger Beteiligung der Bieter am Telefon und einer bis dato nicht gekannten, überaus aktiven Online-Bieterschaft auf allen sechs angebotenen Auktions-Plattformen konnten Spitzenzuschläge bis hin zu einer sensationellen Verdreißigfachung des Startpreises erzielt werden. Als wahrer Glücksfall erwiesen sich nun in der Covid-19 Situation die großzügigen, im vergangenen Jahr bezogenen, neuen Räumlichkeiten in Grasbrunn, deren Weitläufigkeit sowohl eine persönliche Vorbesichtigung als auch die direkte Teilnahme im Saal erlaubte. Besonders gefragt waren neben Gemälden und Skulpturen Silber, Glas und Objekte aus dem Kapitel Asiatika.
Gerade begonnen überschlugen sich über alle Kanäle die Gebotseingänge für ein Altmeister-Gemälde. Das bezaubernde, gerade einmal 25 Zentimeter messende, runde Beispiel feinster flämisch bäuerlicher Genremalerei aus dem 17. Jahrhundert begeisterte derart, dass ein neuer Besitzer es erst nach heftigen Bietgefechten sein Eigen nennen durfte. Das Gemälde mit der Darstellung einer jungen Bäuerin in flämischer Tracht, einen Kessel voller Glut haltend, im Hintergrund eine dörfliche Genreszene mit Gehöft, war dem Käufer 57.500 Euro bei einem Startpreis von 1.500 Euro wert. Schön war auch der Zuschlag für eine ebenso anmutige, wie sinnliche Venus des Typus „Pudica“ aus dem 17. Jahrhundert, die geschmückt mit einem prägnanten Diadem und Myrtenblüten in der Hand das Publikum in ihren Bann zog. Für die 46 Zentimeter hohe Bronze-Skulptur in feinster italienischer Renaissancemanier konnte bei einem Rufpreis von 12.000 Euro ein Preis von 15.000 Euro erzielt werden.
Im 19. Jahrhundert erwarb sich der Wiener Gold- und Silberschmied Hermann Ratzendorfer höchstes Renommee durch seine einmaligen Neorenaissance-Werke, in denen er edelste Materialien und eine exquisite Verarbeitung vereinte. Ausgezeichnet auf den Weltausstellungen in Wien und Paris, bestechen seine kaum vergleichbaren Kunsthandwerksobjekte insbesondere mit feinster Emaillearbeit. So auch ein Paradestück seiner Arbeiten, ein prächtiger, fächerförmig gestalteter Zierteller aus Silber, teils vergoldet oder auch mit Grotesken farbig emailliert, dessen flächige Durchbrechungen mit reich graviertem Bergkristall gefüllt sind. Ein sehr eindrucksvolles Kunstwerk, das künftig für 31.250 Euro bei einem Startpreis von 25.000 Euro eine neue Sammlung bereichert.
Aus gleicher Zeit und nicht minder prächtig zeigte sich ein opulentes Schachspiel. Die überaus prunkvolle Verarbeitung der mit bis zu 22 Zentimetern außergewöhnlich großen Figuren aus Silber, teils vergoldet und mit naturalistisch geschnittenen Gesichtern aus Elfenbein, lassen die Annahme zu, dass diese ausgesprochen repräsentative Ausführung des Spiels der Könige eher in einem exponierten Haushalt bespielt wurde. Der erfreuliche Zuschlagspreis von 52.500 Euro bei einer Taxe von 40.000 Euro lässt vermuten, dass sich dies auch künftig nicht anders gestalten wird.
Aus gleicher Epoche, aber anderem Kulturkreis, wurden mit Losnummer 556 zwei fast identische, chinesische Fledermaus-Vasen aufgerufen. Der Kuang Hsu-Periode (1875 - 1908) zugeordnet und über und über mit glücksbringenden Fledermäusen farbig bemalt, entgingen die großen bauchigen, sich zum Hals hin verjüngenden Vasen nicht dem Interesse des Publikums. So war die Taxe von 2.000 Euro schnell überholt und die beachtliche Summe von 30.000 Euro vom erfolgreichen Bieter gefordert. Europäisches Porzellan aus der Meißener Manufaktur erfreut sich weltweit größter Anerkennung, von daher war das Angebot von gleich 23 japanischen Figuren aus der Gruppe der fremden Völker für Sammler eine willkommene Gelegenheit. Teils sitzend, teils stehend, naturalistisch gestaltet, farbig gefasst und einzelne goldstaffiert, begegnet dem Betrachter eine anschauliche Gruppe der japanischen Kultur in der Gestaltung des Friedrich Elias Meyer, Hofbildhauer in Weimar und ab 1748 Modelleur in Meißen. 25.000 Euro waren für das eindrucksvolle Ensemble gefordert, erfreuliche 32.500 Euro wurden dann erzielt. Eine augenfällige, französische Lalique Vase aus Rauchglas, fraglos dem Art Déco zuzuordnen, rundete das weite Angebot an Zeiten und Materialien ab. 1928 gefertigt, signiert und in absolut unbeschädigtem Zustand war das Modell Phentièvre bereits im Vorfeld auch in der engagierten Lalique-Sammlergemeinde wahrgenommen worden und erhielt ein Bestgebot über 8.500 Euro, bei einem Start von 6.000 Euro.
Alle genannten Preise sind Bruttopreise und verstehen sich inkl. 25 Prozent Aufgeld (inkl. MwSt.)
Kommende AuktionOnline Only Auktion: 22.06. - 26.06.2020Vorbesichtigung: 19.06. - 21.06.2020 je ab 14.00 UhrDurchführung, Vorbesichtigung, Abwicklung und Abholung usw. werden jeweils entsprechend der aktuell geltenden Covid-19 Vorgaben durchgeführt. Kunden und Interessierte werden geben, die dahingehenden ständig aktualisierten Informationen auf der Website zu beachten.