Das Kunstgewerbemuseum hat fünf internationale Designstudios eingeladen, sich mit seiner Sammlung auseinanderzusetzen: Daphna Laurens (Niederlande), Dechem (Tschechien), Judith Seng (Deutschland), Loris & Livia (Schweiz) und mischer’traxler (Österreich). Sie erhielten Einblicke in die Depots, den Wissensspeicher des Museums, der die große Vielfalt der Sammlung widerspiegelt. Bei den Besichtigungen haben die Designerinnen und Designer Objekte ausgewählt, die sie nun im Rahmen der Ausstellung „Rochaden. Designer treffen auf die Sammlung“ präsentieren.Entstanden ist eine bemerkenswerte Ausstellung: In fünf Räumen zeigen die jungen Designteams ihren Blick auf die Bestände. Diese überraschende Sichtweise bereichert die Sammlung, die bisher vor allem Gegenstand wissenschaftlicher Erschließung gewesen ist.
So widmen sich Loris & Livia, die ihr Studio in London haben, in ihrer Installation historischen Textilen, beziehungsweise deren Rückseiten. Die vorne so konkreten Muster ergeben auf der Rückseite eine modern anmutende, grafisch abstrakte Vielfalt. Inspiriert von den Spitzen und Flechtarbeiten des Kunstgewerbemuseums wird Judith Seng aus Berlin in einer „Bandltanz“-Performance eine überdimensionale Klöppelspitze entstehen lassen. Katharina Mischer und Thomas Traxler vom Studio mischer’traxler aus Wien entdeckten im Depot alte Präsentationstafeln für Textilien. Die auf diesen Stoffen durch Sonnenlicht und Zeit entstandenen „ewigen Schatten“ bilden den Ausgangspunkt ihrer Beschäftigung. Mithilfe eines chemischen Verfahrens übertrugen und variierten sie diese Abdrücke auf neue Objektträger. Die Designer von Daphna Laurens aus Eindhoven fühlten sich von einer orientalischen Schere zur Kreation kinetischer Objekte inspiriert – denn erst in der Bewegung offenbart das wertvolle Stück seinen Zweck. In einem weiteren Raum gewinnt die Auseinandersetzung mit der Sammlung schließlich eine sinnliche Note: Fasziniert von der Atmosphäre der Depots kreierte Dechem Studio aus Prag mit Fragments of Fragrance einen Duft, der die Besucherinnen und Besucher auf eine Reise hinter die Kulissen des Museums mitnimmt.
Die Ausstellung erschließt durch die Arbeiten der Designstudios die Sammlung des Kunstgewerbemuseums neu und entwickelt innovative Präsentationsformen. Damit macht das Museum seine Sammlung einer zeitgenössischen Interpretation zugänglich und trägt dem Gründungsgedanken Rechnung, demzufolge es ein Ort des Dialogs zwischen Kunstschaffenden, Herstellern und seinem Publikum sein soll. So möchten die Rochaden – Positions- und Blickwechsel – den Weg zu neuen Zugängen und Inspirationen weisen.