Female Gaze: Was versteht man darunter?
Der Female Gaze bezeichnet eine Perspektive in der Kunst, der Literatur, im Film und anderen Medien, die von Frauen geschaffen wird oder die Erfahrungen, Emotionen und Wünsche aus weiblicher Sicht darstellt. Er steht im Gegensatz zum Male Gaze, einem Konzept der feministischen Filmtheorie von Laura Mulvey, das die objektifizierende, männlich dominierte Betrachtungsweise beschreibt. Der Female Gaze fokussiert auf Empathie, die Innenwelt und die Subjektivität weiblicher Figuren oder Themen.
Der Female Gaze gibt Frauen die Kontrolle über ihre Repräsentation, schafft Raum für authentische Geschichten und stellt oft traditionelle Geschlechterrollen infrage. Er existiert nicht ausschließlich in Werken von Künstlerinnen, sondern auch bei Männern, die sich dieser Perspektive öffnen.
Bekannte Künstler:innen des Female Gaze
Frida Kahlo (1907–1954): Ihre Werke, wie "Die zwei Fridas", sind intime Selbstporträts, die Schmerz und Identität durch weibliche Augen zeigen.
Cindy Sherman (1954): Mit ihren Fotografien untersucht sie die Konstruktion von Weiblichkeit und die Wahrnehmung durch den Betrachter.
Jenny Saville (1970): Bekannt für großformatige Darstellungen weiblicher Körper, die Schönheitsnormen herausfordern.
Mary Cassatt (1844–1926): Ihre impressionistischen Gemälde, wie "Mutter und Kind", zeigen das Leben von Frauen aus einer intimen, weiblichen Perspektive.
Vergessene Künstlerinnen
Artemisia Gentileschi (1593–1653): Barockmalerin, die Themen wie Gewalt gegen Frauen und Stärke weiblicher Figuren in Werken wie "Judith enthauptet Holofernes" thematisierte.
Leonor Fini (1907–1996): Surrealistin, die weibliche Sexualität und Macht thematisierte.
Suzanne Valadon (1865–1938): Frühe Malerin des 20. Jahrhunderts, deren Werke weibliche Subjektivität und Nacktheit neu definierten.
Museen und Galerien
National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C.: Einziges großes Museum weltweit, das sich ausschließlich Künstlerinnen widmet.
Tate Modern, London: Häufig Ausstellungen mit weiblichen Künstlerinnen wie Cindy Sherman oder Dora Maar.
Galerie Thaddaeus Ropac, Paris und Salzburg: Unterstützt zeitgenössische Künstlerinnen wie Valie Export.
Bekannte Ausstellungen
"WACK! Art and the Feminist Revolution" (2007, MOCA, Los Angeles): Umfassende Schau feministischer Kunst.
"Frida Kahlo: Appearances Can Be Deceiving" (2019, Brooklyn Museum): Beleuchtet ihre Rolle im Female Gaze.
"Cindy Sherman Retrospective" (2012, MoMA, New York): Auseinandersetzung mit Rollenbildern und Identität.
Auktionen und Sammler:innen
Höchster Preis: Frida Kahlos "Diego y yo" (1949) erzielte 2021 bei Sotheby's 34,9 Millionen USD, das teuerste Werk einer lateinamerikanischen Künstlerin.
Wichtige Sammler:innen: Peggy Guggenheim, die sich intensiv für Werke von Frauen wie Leonora Carrington einsetzte.
Bekannte Werke
"Untitled Film Stills" (1977–1980) von Cindy Sherman: Fotografien, die weibliche Archetypen und ihre Repräsentation in den Medien hinterfragen.
"Die zwei Fridas" (1939) von Frida Kahlo: Ein Symbol für Dualität und Identität.
Kritik am Female Gaze
Kritiker:innen argumentieren, dass der Female Gaze oft auf emotionale Themen reduziert wird, was Stereotype über Frauen verstärken könnte.
Die Abgrenzung zum Male Gaze ist oft fließend, was die klare Definition erschwert.
Bücher und Kataloge
Laura Mulvey: "Visual Pleasure and Narrative Cinema": Einführung des Konzepts des Male Gaze.
Whitney Chadwick: "Women Artists and the Surrealist Movement"
Griselda Pollock: "Vision and Difference"
Zitat
"Kunst ist die stärkste Form weiblicher Rebellion." – Georgia O’Keeffe
Der Female Gaze verändert die Art, wie wir Kunst betrachten und wie Frauen in Kunst und Kultur repräsentiert werden. Er schafft Raum für neue Perspektiven, Narrative und für eine authentischere Darstellung weiblicher Erfahrungen.