Karikatur: Verständnis, Entstehung und Geschichte

Was versteht man unter einer Karikatur? Eine Karikatur ist eine humorvolle oder satirische Darstellung einer Person, Gruppe oder Situation, bei der bestimmte Merkmale übertrieben oder verzerrt dargestellt werden, um eine pointierte Botschaft zu vermitteln. Karikaturen sind oft politischer oder gesellschaftlicher Natur und nutzen Übertreibung und Ironie, um Kritik zu üben oder Missstände aufzuzeigen.

Entstehung und Geschichte der Karikatur

Frühe Formen der Karikatur: Die Wurzeln der Karikatur reichen bis in die Antike zurück, wo Künstler wie die Griechen und Römer bereits humorvolle Darstellungen in Form von satirischen Gemälden oder Skulpturen anfertigten. Die Karikatur, wie wir sie heute kennen, entstand jedoch erst in der Renaissance. Künstler wie Leonardo da Vinci (1452–1519) gelten als frühe Pioniere der Karikatur, da sie begannen, menschliche Gesichter mit übertriebenen Zügen darzustellen, um Charaktereigenschaften zu betonen.

18. und 19. Jahrhundert: Die Karikatur erlebte im 18. Jahrhundert in Europa, insbesondere in England und Frankreich, einen Aufschwung. In England ist William Hogarth (1697–1764) als einer der ersten großen Karikaturisten bekannt, während in Frankreich Honoré Daumier (1808–1879) durch seine politischen Karikaturen Berühmtheit erlangte. Die Karikatur entwickelte sich zu einem mächtigen Werkzeug der politischen Satire, das in Zeitungen und Zeitschriften weit verbreitet wurde.

20. Jahrhundert bis heute: Im 20. Jahrhundert wurde die Karikatur zu einem festen Bestandteil der modernen Presse. Karikaturisten wie George Grosz (1893–1959) in Deutschland oder Thomas Nast (1840–1902) in den USA nutzten die Karikatur, um soziale und politische Themen zu kritisieren. Auch in den Nachkriegsjahren blieb die Karikatur ein bedeutendes Medium, um politische Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen humorvoll oder kritisch zu kommentieren.

Wichtige Orte und Zentren der Karikatur

  • Paris, Frankreich: Ein bedeutendes Zentrum für politische Karikatur im 19. Jahrhundert, besonders durch die Arbeit von Honoré Daumier.
  • London, England: Heimat vieler einflussreicher Karikaturisten des 18. und 19. Jahrhunderts, wie James Gillray und George Cruikshank.
  • New York, USA: Wichtige Stadt für die Entwicklung der Karikatur in der modernen Presse, insbesondere durch Künstler wie Thomas Nast.

Bekannte Karikaturisten und Werke

  • Honoré Daumier: Bekannt für seine scharfsinnigen politischen Karikaturen in den französischen Zeitungen des 19. Jahrhunderts.
  • Thomas Nast: Amerikanischer Karikaturist, der durch seine Darstellungen von politischen Figuren und Themen, wie die Einführung des Elefanten als Symbol der Republikanischen Partei, berühmt wurde.
  • George Grosz: Deutscher Karikaturist und Maler, der für seine kritischen Darstellungen der Weimarer Republik bekannt ist.

Auktionen und Preise

Karikaturen sind auch im Kunstmarkt gefragt. Werke bekannter Karikaturisten können bei Auktionen hohe Preise erzielen, insbesondere wenn sie historische Bedeutung haben oder von renommierten Künstlern stammen. So werden Originalzeichnungen von Daumier oder Grosz oft für mehrere tausend bis zehntausend Euro versteigert.

Sammler, Museen und Galerien

  • British Museum, London: Beherbergt eine bedeutende Sammlung von Karikaturen, insbesondere aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
  • Musée d'Orsay, Paris: Hat eine Sammlung von Arbeiten von Daumier und anderen französischen Karikaturisten.
  • Deutsches Historisches Museum, Berlin: Stellt Werke deutscher Karikaturisten wie George Grosz aus.

Zitat

Ein treffendes Zitat über die Karikatur stammt von George Grosz: „Die Karikatur ist die Kunst des Übertragens und Übertreibens, eine Methode, das Wesentliche zu betonen.“ Dieses Zitat fasst die Essenz der Karikatur als künstlerisches Mittel zusammen, das nicht nur zur Unterhaltung dient, sondern auch eine tiefere Botschaft vermittelt.

Résumé

Die Karikatur hat eine lange und reiche Geschichte, die von der Antike bis in die moderne Zeit reicht. Als Werkzeug der Satire und des sozialen Kommentars hat sie sich zu einem wichtigen Teil der kulturellen Ausdrucksform entwickelt und bleibt auch heute eine kraftvolle Methode, um Kritik zu üben und Gesellschaften zu reflektieren.

Barbara Yelin Aus: Irmina, 2014 © Barbara Yelin/Reprodukt, 2015
Marie Marcks Unterwasserstadt, 1967 Erschienen in der Zeitschrift „atz – Atomzeitalter“ caricatura museum frankfurt / Claus Wisser © Marie Marcks, 2014
Gerhard Haderer Die Fernsehfamilie, 1990 Landessammlungen Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Gerhard Haderer, 2015
MORDILLO © 1986 Oli Verlag N.V. in der Ausstellung "MORDILLO"
Kunst mit Hühneraugen, Hermann Scherer,© Peter Gaymann
William Hogarth (1697-1764)  Schnapsstraße, 1751 Radierung und Kupferstich, 39 x 32,3 cm Städel Museum, Frankfurt am Main
Sonntagnachmittag © G. Glück
Antityp (c) Ralf Koenig
Honoré Daumier, Hauptprobe des Konzils, 1869, Lithographie, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung
Hannes Hegen, Mosaik 3, Titelblatt, 1956 © Stiftung Haus der Geschichte, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
William Hogarth A Rake’s Progress (Der Weg eines Liederlichen), 1735 Achteilige Folge Kupferstich und Radierung je 35,5 x 40,6/41 cm  1 Die Erbschaft Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett / Foto: Karen Blindow
Helena Willis und Text Martin Widmark, LasseMaja Copyright: 	der deutschsprachigen Ausgabe Ueberreuter Verlag Autor: 	Illustration Helena Willis, Text Martin Widmark