Vom Apotheker zum romantischen MalerCarl Spitzweg (1808–1885) gehört zu den bekanntesten deutschen Künstlern des 19. Jahrhunderts. Seine witzigen, nicht selten ironischen Pointenbilder zeigen kauzige Sonderlinge oder das biedermeierliche Kleinbürgertum. Aufgewachsen in einem grossbürgerlichen Haushalt in München, lässt er sich auf Wunsch des Vaters zum Apotheker ausbilden. Aber bereits ein Jahr nach dem Abschluss des Studiums an der Münchner Universität gibt Spitzweg den Beruf auf und widmet sich fortan der Malerei. Der Autodidakt, der schon als Jugendlicher viel zeichnet, findet seine Sujets in der Kleinstadt Straubing. Der idyllische Ort mit den engen Gassen und zierlichen Erkern ist der malerische Hintergrund vieler seiner über 1500 Bilder. Spitzwegs zeichnerisches Talent offenbart eine Bleistiftzeichnung, die einen Mann mit Kaftan, Turban und Schirm zeigt. Das Blatt aus einer Westschweizer Privatsammlung wird für 1.200/1.600.- Franken angeboten. Aus derselben Sammlung stammt ein sehr interessantes Skizzenbuch von der Italienreise, die Spitzweg 1846 mit Eduard Schleich d.Ä. (1812–1874) und Bernhard Stange (1807–1880) nach Südtirol und Norditalien unternimmt. Mit zahlreichen handschriftlichen Einträgen versehen, enthält es Bleistiftskizzen von Land- und Ortschaften sowie Figurenstudien. Der Schätzpreis liegt bei 18.000/24.000.- Franken. Als drittes Werk von Spitzweg ist schliesslich die Ölstudie "Frau in Dachauer Tracht" zu erwähnen, die um 1856–58 entstanden und auf 5.000/8.000.- Franken taxiert ist.
Von Sennen gemalt und geschnitzt
Die Kunst der Sennen im Appenzellerland und Toggenburg ist vielfältig und geht auf eine lange Tradition zurück. Ihr Aufenthalt auf der Alp, wo sie im Sommer Kühe hüten und deren Milch zu Käse verarbeiten, bietet den Alphirten immer wieder die Gelegenheit, sich auch künstlerisch auszudrücken. So entstehen Bilder, die von der Landschaft und den Gebräuchen der Sennen geprägt sind. Ein besonders schönes Beispiel ist die "Alpfahrt mit Säntis" (1960) von Ulrich Martinelli (1911–1989). Das Ölbild kommt für 5.000/7.000.- Franken zum Ausruf. Andere greifen in der Freizeit oder im Ruhestand zum Schnitzmesser und gestalten aufwändige Alpfahrtszüge mit Figuren und Tieren. An der kommenden Auktion kann ein solcher Zug des Toggenburgers Jakob Zweifel (1898–1989) für 1.800/2.600.- Franken ersteigert werden. Die farbig bemalte Figurengruppe in seinem originell-markanten Stil umfasst drei Sennen, einen Sennenbub, 13 Kühe, vier Rinder, vier Ziegen, einen Appenzeller Bläss sowie einen Ledi-Wagen mit Saumpferd.
Vor dem Einschmelzen gerettet
Das alte Schweizer Kunsthandwerk ist mit zwei vergoldeten Silberreliefs vertreten, die dem Zürcher Meister Abraham Gessner (1552–1613, Meister 1571) zugeschrieben werden können. Die runden Plaketten zierten ursprünglich die Böden von Schalen, wurden aber glücklicherweise vor dem Einschmelzen des restlichen Gefässes herausgeschnitten. Bei diesem Prozess gingen in den meisten Fällen auch die Silbermarken verloren, so dass eine Bestimmung des Meisters in erster Linie aufgrund stilistischer Merkmale vorgenommen werden muss. Während das eine Relief (3.000/4.000.-) eine Hirschjagd zeigt, ist das andere dem Monat März (Kat. Nr. 211) gewidmet. Dargestellt sind Bauern beim Bestellen des Feldes im Frühjahr und am oberen Rand ein Wolkenband mit dem Sternzeichen des Widders. Das erlese Stück aus altem Zürcher Privatbesitz ist auf 4.000/5.000.- Franken taxiert. Die gleiche Provenienz weist zudem ein Schweizerdolch aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts auf. Seine vergoldete Messingscheide ist mit der figürlichen Darstellung von Pyramus und Thisbe verziert (8.000/12.000.-).
Japanische Schwertlilien und russische Ritter
Aus der vielfältigen Asiatica-Offerte stechen drei feinste japanische Cloisonné-Vasen aus der Meiji-Zeit hervor. Zwei der mit unterschiedlich dünnem Silberdraht gestalteten Vasen zeigen einen Adler auf einem Ahorn-Baum, dessen farbige Blätter äusserst detailreich wiedergegeben sind. Die beiden Meisterstücke kommen für 4.000/5.000.- bzw. 5.000/6.000.- Franken unter den Hammer. Auf der dritten Vase sind passend zur Jahreszeit Schwertlilien in blau-weiss auf gelbem Fond abgebildet (1.000/1.200.-).Email cloisonné-Arbeiten höchster Qualität finden sich aber auch in Russland. Ein besonders ansprechendes Exemplar ist ein Moskauer Zigarettenetui der Firma Khlebnikov. Auf seinem Deckel sind drei Ritter vor einer Flusslandschaft dargestellt, die Umrandung zeigt bereits Jugendstil-Motive (700/900.-). Die von Ivan Petrovich Khlebnikov gegründete Firma war eine der hervorragendsten Manufakturen für Silber- und Email cloisonné sowie Plique-à-jour-Arbeiten und besass das Hoflieferantenprivileg.
Geknüpfte Arabesken und gemalte Rosenblüten
Neben aparten Exemplaren aus Indien und dem Kaukasus wartet die Teppich-Abteilung mit ausserordentlich feinen Stücken aus Persien auf. Dazu gehört ein Isfahan-Mamouri, der um 1910 geknüpft wurde. Im Zentrum des mit "Persien Isfahan Mamouri Fabrik" signierten Werks liegt ein achtpassiges Medaillon auf elfenbeinfarbenem Grund, dicht flankiert von fein gezeichneten Arabesken, Blattranken, Blüten und einer dekorativen floralen Umrandung. Die Taxe für dieses einmalige Sammlerstück ist auf 8.000/10.000.- Franken angesetzt. Erwähnenswert ist ausserdem ein westtürkischer Ushak aus der gleichen Epoche, der für 2.000/3.000.- Franken ausgerufen wird. Auf beigefarbenem Grund ruht ein gelbes, kunstvoll gestaltetes Zitronen-Medaillon mit zwei Ausläufern, flankiert von vier grosszügig angelegten roten Eckzwickeln, die mit stark geometrischen Blattzweigen und Blütenmotiven dekorativ belegt sind. Über und über mit Blütenmotiven – vornehmlich Rosen – sind auch die zehn Beykoz-Glaskannen mit Stöpsel bemalt. Im 19. Jahrhundert in der Türkei aus opakweissem und -blauem Glas geblasen, suchen sie heute für 8.000/10.000.- Franken einen neuen Besitzer.
Sheraton und Château Cheval Blanc
Neben reich verzierten Barock-Kommoden, einem Louis XVI-Schreibtisch oder einer im venezianischen Stil bemalten Kommode des 19. Jahrhunderts findet sich im Möbel-Angebot auch ein englischer Weinkühler. Der im Sheraton-Stil (ca. 1780) aus Mahagoni gefertigte Kühler auf Löwenfüssen ist umseitig mit Eier- und Perlstabdekor belegt. Inwendig befindet sich eine Zinkblecheinlage zur Aufnahme der Weinflaschen. Diese müssen nicht lange gesucht werden – die reichhaltige Offerte an Weinen und Spirituosen bieten für jeden Geschmack etwas Passendes. Zu empfehlen sind sechs Flaschen Château Cheval Blanc, Jahrgang 1982, 1er Grand Cru, St. Emilion. Die edlen Tropfen sind auf 4.800/7.200.- Franken geschätzt.
Name der Nase bleibt verborgen
Im Weiteren ist eine umfangreiche Privatsammlung auserlesener und seltener Parfumflakons, die sich teilweise noch in ungeöffnetem Zustand befinden, hervorzuheben. Parfum ist Luxus – kostbar und vergänglich. Früher waren Duftwasser nur der wohlhabenden Oberschicht vorbehalten und noch heute sind sie ein Statussymbol. Aufwendig gearbeitete Flakons unterstreichen die Exklusivität der Düfte. Auftraggeber sind Modeschöpfer, Juweliere und weitere Vertreter der Luxusindustrie, wie zum Beispiel Jean Patou (1880–1936). Der Franzose eröffnet mit 19 Jahren in Paris einen Modesalon. Neben den eleganten und luxuriösen Kleidern, die er für die Damen der Pariser High-Society kreiert, lanciert Patou 1930 unter seinem Namen den Klassiker "Joy", geschaffen vom Parfumeur Henri Alméras. Dieses Parfum, das zu den teuersten Düften der Welt zählt, ist Patous Antwort auf die Weltwirtschaftskrise von 1929. Nicht nur das Parfum selbst ist erlesen, es steckt auch in einem exquisiten Flakon, designt und hergestellt von Baccarat. Es ist üblich, dass der Name des Herausgebers auf dem Flakon bezeichnet ist. Manchmal findet sich dort auch der Name des Herstellers, dies gilt vor allem für die Manufakturen Baccarat und Lalique. René Lalique hat hauptsächlich für den Parfumeur François Coty, den er 1908 kennenlernt, ausgefallene Flakons entworfen. Seine Fläschchen sind kleine Kostbarkeiten und schon lange begehrte Sammlerstücke. Den Namen des Parfumeurs, der "Nase", hingegen sucht man auf den Flakons vergebens.
Hellblaues Leder und organische Goldoberfläche
Renommierte Modehäuser lancieren nicht nur ihre eigenen Parfüms, sondern legen auch viel Wert auf gehobene Accessoires de mode, wie sie auch diesen Juni an der Auktion angeboten werden. Die breitgefächerte Palette schlägt den Bogen von Chanel-Taschen über Louis Vuitton-Koffer bis zu Yves Saint Laurent-Schmuck. Als Highlight ist jedoch eine Hermès-Handtasche "Birkin" aus hellblauem Togo-Leder zu erwähnen, die für 6.000/8.000.- Franken zur Versteigerung kommt. "Tu nie etwas auch" – so lautet das Motto des 1930 geborenen Schweizer Gold- und Silberschmieds Peter Säuberli. Von 1963 bis 2003 führt er ein Gold- und Silberschmiedeatelier in Olten. Seine avantgardistischen, überraschenden und äusserst eigenständigen Kreationen vermögen bis heute zu überzeugen. Aus einer Schweizer Privatsammlung stammen 16 von Peter Säuberli geschaffenen Schmuckstücke. Ein charakteristisches Beispiel ist sein Design Gold-Set von 1986–90. Der Ring und die Ohrclips mit organisch aufgeschmolzener Oberfläche erinnern an die Ruinen von Les Baux (Provence/Frankreich), die den Juwelier dazu verführt haben "Schmuckstücke zu gestalten, die aussehen als wären sie noch nicht vollendet oder schon vom Zerfall gekennzeichnet".
Frühling in Öl, Tempera und Aquarell
Drei Werke von zwei bekannten Schweizer Künstlern sind farbenfrohe Boten der ersten Jahreszeit. Zum einen handelt es sich um eine Frühlingslandschaft von Cuno Amiet (1868–1961) aus dem Jahr 1919 in feinen Rosa-Grün-Klängen. Das Ölbild wird mit einer Schätzung von 40.000/70.000.- Franken ausgerufen. Zum anderen ist es Ferdinand Gehr (1896–1996), der rote Tulpen und Vergissmeinnicht in Tempera auf die Leinwand bannt. Während sein Gemälde auf 9.000/14.000.- Franken veranschlagt wird, ist sein Aquarell einer bunten Blumenwiese auf 2.400/3.600.- Franken taxiert.
Schreitende Figur und Pas de deux
Die Darstellung des Menschen beschäftigt die Künstler schon seit frühster Zeit. In Ägypten sind es schreitende, halbplastische Figuren, die Götter und Sterbliche symbolisieren. Dies ist besonders schön an einem Kalksteinrelief aus ptolemäischer Zeit (ca. 300–30 v.Chr.) zu beobachten, das den nackten, jugendlichen Gott Harpokrates zeigt. Das museale Artefakt kommt für 12.000/18.000.- Franken unter den Hammer. Der niederländische Bildhauer Kees Verkade (geb. 1941) befasst sich in seinem Ouevre ebenfalls mit der menschlichen Figur. Der Hauptakzent seiner Arbeiten liegt in der Bewegung und den Emotionen der Akteure. Dies vermag seine Bronzefigur "Balletttänzer" von 1982 ganz deutlich zu veranschaulichen. Das Tänzerpaar sucht für 2.000/3.000.- Franken eine neue Bühne.
Schuler Auktionen AG