Wien IV., Margaretenstraße 5, 1912–1914  Bibliothek der Wohnung Josef Hoffmanns Foto: unbekannt © Gemeinde Brtnice Wien IV., Margaretenstraße 5, 1912–1914 Bibliothek der Wohnung Josef Hoffmanns Foto: unbekannt © Gemeinde Brtnice - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse

Was: Ausstellung

Wann: 02.06.2015 - 01.11.2015

Die Ausstellung DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN: Wohnungswanderungen im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, gewährt intime Einblicke in die Lebensräume des populären Architekten und Designers. Mit dieser zehnten gemeinsamen Ausstellung auf den Spuren Josef Hoffmanns (1870–1956) rücken die Mährische Galerie und das MAK noch nie gezeigte Objekte und kaum bekannte Fotografien aus…
Die Ausstellung DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN: Wohnungswanderungen im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, gewährt intime Einblicke in die Lebensräume des populären Architekten und Designers. Mit dieser zehnten gemeinsamen Ausstellung auf den Spuren Josef Hoffmanns (1870–1956) rücken die Mährische Galerie und das MAK noch nie gezeigte Objekte und kaum bekannte Fotografien aus dessen persönli- chem Nachlass in den Mittelpunkt. Die präsentierten Exponate offenbaren den priva- ten Wohnstil des Vorzeige-Architekten der Wiener Moderne und langjährigen Leh- rers an der Wiener Kunstgewerbeschule und zeichnen so ein sehr persönliches Port- rät des Ausnahmetalents, das sehr zurückgezogen lebte. Gleichzeitig werden im Rahmen der Ausstellung zeitgenössische Design-Positionen gezeigt, die sich in Ob- jektinterventionen gezielt mit der Handschrift Hoffmanns und dem traditionellen Formenkanon der Wiener Werkstätte auseinandersetzen und so eine gestalterische Neuinterpretation, ein „Update“, arrivierter Klassiker vornehmen.

Im Sinne von Adolf Loos’ „Wohnungswanderungen“ können sich die BesucherInnen auf eine Entdeckungsreise durch die Ausstellung begeben und neben den zeitgenössi- schen fotografischen Dokumenten und privaten Erinnerungsfotos Josef Hoffmanns noch nie gezeigte Objekte aus dessen Privatbesitz, die als Inspiration, Hausrat und Sammelobjekte dienten, unter die Lupe nehmen. So kann erstmals die Wohnsituati- on Hoffmanns und seiner Familie über ein privates Fotoalbum nachvollzogen wer- den, das Ann Marie Hoffmann-Beerens, eine Schwiegertochter des Architekten, dem Josef Hoffmann Museum und der Gemeinde Brtnice als Geschenk überlassen hat.

Neben den Räumlichkeiten des Geburtshauses Josef Hoffmanns in der Tschechi- schen Republik stehen die Interieurs dreier Wiener Wohnungen im Fokus der Ausstellung, die wichtige Stationen im Leben und in der künstlerischen Entwicklung Hoffmanns markieren: Seine Junggesellenwohnung in der Magdalenenstraße 12, die Wohnung in der Margaretenstraße 5 und die in der Neulinggasse 24. Sie alle wurden fotografisch dokumentiert und in den Zeitschriften Das Interieur, Hohe Warte und Die moderne Wohnung und ihre Ausstattung publiziert.

Ungezwungene Ensembles und heterogene Arrangements zeichnen den überra- schend eklektischen, persönlichen Wohnstil des Wagner-Schülers aus, der einen starken Kontrapunkt zur stringent komponierten und auf das Gesamtkunstwerk aus- gerichteten Gestaltung seiner öffentlichen Aufträge bildet. In der Gegenüberstellung verdeutlichen sich die Charakteristika der Hoffmann’schen Definitionen des intimen und repräsentativen Wohnens, die sich entlang der beiden Gegensatzpaare intimes Wohnen versus repräsentatives Wohnen sowie ein Muster-, Stil- und Zeitmix versus Einheitlichkeit entfalten. Seine Privatwohnungen waren für Hoffmann Versuchsla- bor, Erinnerungsort und Identifikationspunkt.

Als „Rückzugsort vor der eigenen Künstlichkeit“ bezeichnete der österreichisch- tschechische Architekturkritiker und Publizist Jan Tabor Hoffmanns Neugestaltung des Elternhauses in Brtnice. Hoffmann selbst äußerte sich zu Fragen der Wohnungs- gestaltung etwa im frühen Aufsatz „Einfache Möbel“ in der Zeitschrift Das Interi- eur II, 1901, den er mit Möbelentwürfen illustrierte, die er ganz ähnlich in der eige- nen Wohnung verwendet hatte, und später 1936 in der Neuen Freien Presse im Bei- trag „Neues Wohnen“.

Dass Hoffmanns Wohn- und Gestaltungsideen auch heute noch inspirieren, de- monstrieren die gezeigten Objekte und Interventionen der zeitgenössischen Desig- nerInnen, die auf Hoffmanns Stil reagieren. Hanna Krüger und Heath Nash gelingt mit ihren Kreationen eine Kondensation und kühne Weiterentwicklung der gestalte- rischen Charakteristika und typischen Ästhetik der Wiener Werkstätte.

Die in Berlin lebende Designerin Hanna Krüger (* 1979), erste Stipendiatin des Nes- presso Design Scholarship in Österreich, beschäftigte sich in ihrem künstlerischen Forschungsprozess im Archiv der MAK-Sammlung eingehend mit den Entwurfs- zeichnungen Josef Hoffmanns und der Wiener Werkstätte. Mit ihren Objekten hin- terfragt sie das Prinzip von AutorInnenschaft in Zeiten von Kreativgemeinschaften, sogenannten „creative commons“. So profitieren alle DesignerInnen, deren Arbei- ten – hier Teller einer Rosenthal-Kollektion – Hanna Krüger für die Vase Pila ver- wendet hat, vom Verkauf.

Der in Kapstadt lebende und arbeitende Upcycling-Designer Heath Nash (* 1977), der für seine Arbeiten Abfallmaterialien wiederverwertet, ließ sich formal von Hoff- manns Gitterobjekten inspirieren. Billigmaterialien wie PET-Flaschen und Metallgit- terreste sowie noble Ausschussware des Wiener Traditionsglasverlegers J. & L. Lob- meyr nutzte er für seine Hybridobjekte, die während seines Aufenthalts für das Projekt SOUTH MEETS NORTH: Local Innovation. Global Conversation im MAK DE- SIGN SPACE (26.9. – 26.10.2014) entstanden sind.

Neben den deutschen und südafrikanischen Entwürfen werden im Josef Hoffmann Museum auch ausgewählte Möbel von drei tschechischen Designern gezeigt. Die Sitzmöbel von Jan Plecháč, Radim Babák und Jan Tuček verdeutlichen aktuelle Posi- tionen tschechischen Designs.

Die Exponate der Ausstellung DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN: Wohnungswan- derungen fließen räumlich wie thematisch in die Dauerausstellung JOSEF HOFF- MANN: Inspirations ein, die seit 2009 mit Objekten und Entwürfen den künstleri- schen Inspirationen Hoffmanns an dessen Geburtsort Brtnice nachspürt. Josef Hoffmann Museum, Brtnice Nach den Prinzipien der Wiener Werkstätte gestaltete Josef Hoffmann sein barockes Geburtshaus in Brtnice im Jahr 1907 um. Bereits 1992 war das MAK mit der Ausstel- lung Der barocke Hoffmann in Brtnice präsent. Seit 2006 wird das Haus vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno als Josef Hoffmann Museum gemeinsam ge- führt. Im Rahmen dieser Kooperation wurden bisher folgende Ausstellungen reali- siert: JOSEF HOFFMANN. Ein unaufhörlicher Prozess (2005), JOSEF HOFFMANN – CARLO SCARPA: Das Sublime in der Architektur (2006), JOSEF HOFFMANN – ADOLF LOOS: Ornament und Tradition (2007), JOSEF HOFFMANN – DONALD JUDD: Hypothese (2008), die Dauerausstellung JOSEF HOFFMANN: Inspirations (2009), REWRITING THE SPACE: Dorit Margreiter/Josef Hoffmann (2010), JOSEF HOFFMANN – OSWALD OBERHUBER: Allgestaltung und Entwurf (2011), JOSEF HOFFMANN/STANISLAV KOLÍBAL: Linie – Fläche – Raum (2012), JOSEF HOFF- MANN – FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied (2013) und zuletzt KOLLEGIALITÄT UND KONTROVERSE. Josef Hoffmann und die Architekten der Mährischen Moderne aus der Wagnerschule in Wien (2014).

Heath Nash, Porträt, 2015 © Hayden Phipps Heath Nash, Porträt, 2015 © Hayden Phipps - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse / MAK Wien Heath Nash, Bowl Hoffmann #2, 2014 © MAK/Georg Mayer Heath Nash, Bowl Hoffmann #2, 2014 © MAK/Georg Mayer - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse / MAK Wien Jan Plecháč, Fauteuil ICON02, 2010  Draht, Pulverfarben © Jaroslav Moravec Jan Plecháč, Fauteuil ICON02, 2010 Draht, Pulverfarben © Jaroslav Moravec - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse / MAK Wien Heath Nash, Bowl Hoffmann #1, 2014 © MAK/Georg Mayer Heath Nash, Bowl Hoffmann #1, 2014 © MAK/Georg Mayer - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse / MAK Wien
Tags: Architekten, Brtnice, Design, Hoffmann, Josef, Josef Hoffmann

Öffnungszeiten: Juni: Di–So 10:00–17:00 UhrJuli/August: täglich 10:00–17:00 UhrSeptember/Oktober: Di–So 10:00–17:00 Uhrsowie nach telefonischer Vereinbarung
Ausstellungsort: Josef Hoffmann Museum, Brtnice* náměstí Svobody 263, 58832 Brtnice, CZ