Klimtbrücke © KHM-Museumsverband Klimtbrücke © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm

Wer: khm

Was: Ausstellung

Wann: 13.02.2018 - 02.09.2018

Zum 100. Todestag von Gustav Klimt (1862–1918) können BesucherInnen im Kunsthistorischen Museum die einzigartigen Frühwerke des Malers, die über der Eingangshalle in die Säulen- und Arkadenarchitektur des Stiegenhauses eingebettet sind, aus nächster Nähe im Original betrachten. Dazu wird – wie bereits im Jahr 2012 – in knapp 12 Metern Höhe eine Brücke über das Stiegenhaus…
Zum 100. Todestag von Gustav Klimt (1862–1918) können BesucherInnen im Kunsthistorischen Museum die einzigartigen Frühwerke des Malers, die über der Eingangshalle in die Säulen- und Arkadenarchitektur des Stiegenhauses eingebettet sind, aus nächster Nähe im Original betrachten. Dazu wird – wie bereits im Jahr 2012 – in knapp 12 Metern Höhe eine Brücke über das Stiegenhaus gespannt, die den Aufstieg zu dem bedeutenden Bilderzyklus ermöglicht.

1890/91 schuf der damals 28-jährige Gustav Klimt Wandbilder für die Flächen zwischen den Arkaden und Doppelsäulen an der Nordwand des großen Stiegenhauses. Das für den Neubau der Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses zuständige Hofbau-Comité hatte den Auftrag für einen insgesamt vierzigteiligen Zyklus an allen vier Wänden der aus Gustav Klimt, dessen jüngerem Bruder Ernst Klimt und Franz Matsch bestehenden sogenannten Malercompagnie erteilt. Dieser Zyklus schildert die Geschichte der bildenden Kunst vom Alten Ägypten bis zum 18. Jahrhundert. Personifikationen – Mann und Frau oder die Frau allein – symbolisieren Stilepochen, Kunstlandschaften und Kunstmetropolen. Haltung, Kleidung und ausgewählte Objekte charakterisieren Stil und Kunstproduktion der jeweiligen Epoche.

Insgesamt hat Gustav Klimt dreizehn Bilder innerhalb dieses Zyklus gestaltet. Sie entstanden im Atelier der Malercompagnie, sind in Öl auf Leinwand gemalt und wurden 1891, sechs Monate vor Eröffnung des Museums, an der Wand verklebt. Dieser großartige Zyklus ist perfekt im Originalzustand erhalten, er wurde nie konserviert oder restauriert.

Die Gemälde im Kunsthistorischen Museum sind kostbare Zeugnisse Gustav Klimts frühen Schaffens und kunsthistorisch insofern besonders bedeutsam, als sie sich stilistisch bereits deutlich von der historisierenden Kostümmalerei von seinem Bruder Ernst und Franz Matsch abheben. In ihrem teilweise schonungslosen symbolischen Realismus und den verwendeten Modelltypen bereiten sie letztendlich die Wiener Moderne vor bzw. nehmen sie vorweg. Bereits im Jahr 1857 hatte Kaiser Franz Joseph I. die Schleifung der mittelalterlichen Stadtmauern, die einst die Innere Stadt umgaben, befohlen. Im Zuge des darauffolgenden Baus der Ringstraße wurde zwischen 1871 und 1891 auch das k. k. Kunsthistorische Hof-Museum und das k. k. Naturhistorische Hof-Museum errichtet.

Die monumentale Architektur Gottfried Sempers und Carl von Hasenauers im Neorenaissance-Stil beherbergt prachtvolle Interieurs – handelte es sich doch bei diesen Großprojekten in unmittelbarer Nähe zur Hofburg um eine perfekte Möglichkeit zur Selbstdarstellung und Repräsentation für das Haus Habsburg. Daher wählten die Architekten eine an Palastanlagen erinnernde Vierflügelanlage mit zentral gelegener Kuppel als Baukörper. Die Fassaden wurden durch Mittel- und Seitenrisalite gegliedert. Das Vestibül wurde über ein großzügiges, dreiläufiges Stiegenhaus mit der darüber liegenden Kuppelhalle und den Galerieräumen verbunden. Diesem kam in der architektonischen und malerischen Ausstattung eine besondere Bedeutung zu.

Als wichtigster Maler der Wiener Ringstraßenzeit wurde 1881 Hans Makart beauftragt, den gesamten malerischen Schmuck für das monumentale Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums anzufertigen. Dieser umfasste neben dem zentralen Deckengemälde, die zwölf halbkreisförmigen Lünettenbilder oberhalb des Gebälks und die durch Säulen und Arkaden unterbrochenen Zwickel- und Interkolumnienbilder unterhalb des Gebälks. Als Zwickel werden die annähernd dreieckigen Wandfelder zwischen Arkaden und Gebälk bezeichnet, als Interkolumnien wiederum die Wandflächen zwischen den Säulen. Als Makart 1884 starb, waren lediglich die zwölf Lünettenbilder mit Darstellungen großer Künstler vollendet. Daher erteilte das Hofbau-Comité den Auftrag für das Deckengemälde an Hans Canon, der jedoch ebenfalls bald darauf starb. Canon hatte zuvor das Deckengemälde für das Stiegenhaus des heutigen Naturhistorischen Museums (Kreislauf des Lebens) gemalt.

Franz Matsch und die Brüder Gustav und Ernst KlimtIn dieses künstlerische Vakuum trat die Künstler-Compagnie, eine Arbeits- und Ateliergemeinschaft, die Franz Matsch und die Brüder Gustav und Ernst Klimt (alle drei waren Schüler der Kunstgewerbeschule) im Jahr 1883 gegründet hatten, um gemeinsam größere Ausstattungsprojekte bestreiten zu können. So lieferte die Künstler-Compagnie 1885 Malereien für die Hermesvilla und ab 1886 für die Stiegenhäuser des Burgtheaters. Nach dem Tod Canons 1885 hätte die Ateliergemeinschaft sowohl das Deckengemälde als auch die Zwickel- und Interkolumnienbilder für das Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums bereitstellen sollen. Letzten Endes malte jedoch der in Paris lebende Gesellschaftsmaler Mihály Munkácsy das prestigeträchtige Deckengemälde mit einer Darstellung der Apotheose der italienischen Renaissance. Die Künstler- Compagnie hingegen wurde Ende Februar 1890 mit der eher undankbaren Aufgabe der Zwickel- und Interkolumnienbilder betraut. Diese sollten innerhalb von fünf Monaten fertig sein, was sich als unrealistisch herausstellen sollte. Erst im April 1891 also nur knapp sechs Monate vor der Eröffnung des Museums am 17. Oktober 1891 wurden die vollendeten Leinwände angebracht.

Das inhaltliche Programm dieses vierzigteiligen Bilder-Zyklus wurde vom Kunsthistoriker und Kustos Albert Ilg entwickelt. Wie die Aufteilung der Arbeit innerhalb der Künstler-Compagnie erfolgte, ist nicht ganz geklärt. Schlussendlich übernahm Franz Matsch die Südwand, Gustav Klimt die Nordwand, Ernst Klimt die Ostwand. Jeder der drei gestaltete darüber hinaus eine Achse der Westwand. Da die Wandflächen nicht viel kompositionellen Spielraum ließen, wählte Ilg weibliche und männliche Personifikationen, die durch Kleidung, Haltung und ausgewählte Objekte Stilepochen, Kunstlandschaften und Kunstmetropolen versinnbildlichen sollten.

Gustav Klimt schuf insgesamt dreizehn Bilder dieses Zyklus mit folgenden Themen: Die Bilder oberhalb der linken Arkade der Nordwand stehen unter dem Motto „Römisches und Venezianisches Quattrocento“, wobei „Quattrocento“ die italienische Bezeichnung für das 15. Jahrhundert ist. Der weiblichen Personifikation der Kirche als „Ecclesia“ mit päpstlicher Tiara für Rom steht die im Profil wiedergegebene Figur eines Dogen samt Markuslöwen für Venedig entgegen. Die voneinander abgewandte Körperhaltung der Figuren kann als Ausdruck einer gewissen Konkurrenz zwischen diesen beiden Kunstmetropolen verstanden werden.

Die Gemälde oberhalb der zentralen Arkade (samt angrenzender Interkolumnien) der Nordwand stellen links die „Griechische Antike“ und rechts „Ägypten I und II“ dar. Klimt wählte hier spannender Weise einen frontalen Darstellungsmodus für die Figur der griechischen Göttin der Weisheit und Kriegskunst Athene und der nackten weiblichen Figur mit dem ägyptischen Symbol des Lebens, dem „Anch“-Zeichen, in der Hand. Links füllt eine Hetäre, bislang als „Tanagra-Mädchen“ bezeichnet, den Bildraum zwischen den Säulen aus, während rechterhand Objekte rund um den ägyptischen Totenkult den Bogen zwischen Leben und Tod spannen.

Die Darstellungen oberhalb der rechten Arkade der Nordwand symbolisieren die „Altitalienische Kunst“. Hier treten ein in einem Buch lesender junger Mann und eine christliche Heilige in einen stummen Dialog. Rechts von ihr im Interkolumnium zeichnen sich schemenhaft eine Büste mit den Gesichtszügen Dante Alighieris ab und ein schildtragender kleiner Engel in der Partie darunter.

Die Arbeiten Gustav Klimts über der linken Arkade der Westwand behandeln hingegen „Florentinisches Cinquecento und Quattrocento“, also die Kunst in Florenz im 15. und 16. Jahrhundert. Hier wählte Klimt paradigmatisch einen David mit dem Haupt des Goliath als Stellvertreter für die Florentiner Kunst des 16. Jahrhunderts und eine an Sandro Botticelli erinnernde Venus samt Amorknaben für das 15. Jahrhundert.

Gustav Klimt Griechische Antike I Interkolumnienbild an der Nordseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband Gustav Klimt Griechische Antike I Interkolumnienbild an der Nordseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm Gustav Klimt Florentinisches Cinquecento (David) Zwickelbild an der Westseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband Gustav Klimt Florentinisches Cinquecento (David) Zwickelbild an der Westseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm Gustav Klimt Florentinisches Quattrocento (Venus) Zwickelbild an der Westseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband Gustav Klimt Florentinisches Quattrocento (Venus) Zwickelbild an der Westseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm Gustav Klimt Ägypten II Interkolumnium an der Nordseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband Gustav Klimt Ägypten II Interkolumnium an der Nordseite des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum 1890/91 © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm Nuda Veritas Gustav Klimt (1862–1918) 1899 Öl auf Leinwand Theatermuseum, Nachlass Hermann Bahr © KHM-Museumsverband Nuda Veritas Gustav Klimt (1862–1918) 1899 Öl auf Leinwand Theatermuseum, Nachlass Hermann Bahr © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm
Tags: Gustav Klimt, Jugendstil, Malerei

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