Besonders begeistern den Designer die berühmten Gitterobjekte der WW –Blumenvasen, Obstkörbe oder Tafelaufsätze aus perforiertem, weiß gestrichenem Eisenblech, dieebenfallsausder Sammlung Ernst Ploilstammen. Die hierdurchgängigenMotive desRasters und des Quadrats galten als dasCharakteristikum des frühen WW-Stils. Die Gitter-objekte waren äußerst beliebt und wurden zwischen 1904 und 1915 zunächstvon der WW selbstundspäterin ihrem Auftragvon der Firma Christoph Cloeter in großer Zahlerzeugt. Ihre hybride Erscheinung zwischen Gebrauchsgegenstand und Architektur zeigt einmal mehr den spielerischen Zugang der WW, den sich auch Michael Anastassiades für seine Präsentation zu eigen macht.Bewusst stört Anastassiades in SHOWROOM WIENER WERKSTÄTTEvertraute Sehweisen auf die berühmte Ära Wien um 1900: Sessel werden auf Stelzen gestellt und scheinen dadurch anthropomorph,Kästen werden rückseitig verspiegelt und eröffnen damit neue Perspektiven. Mit seinen einmal strengen, einmal verspieltenKugellampen rückt er die Objekte von allen Seiten ins rechte –fast magische –Licht und kommt damit seinem Credo nach: „The element of illumination is the most important thing. ‚The glow‘, as I refer to it, is where all the magic starts.“Einen kuratorischen Schwerpunkt legt Anastassiades neben frühen WW-Objekten auch auf die spätere Formensprache einesDagobert Peche. So ist etwa eine Hängelampe von Peche mit abstrahiertem Weinblatt-Dekor ein weiteres besonderes Stück in der Schau.Anastassiades’Auswahl machtauch deutlich, wie demokratisch die WW ihre Idee des Ge-samtkunstwerksentwickelte. Das Haus, die Wohnung, sogar Küche und Werkstatt sollten einem hohen gestalterischen Anspruch folgen. Ein in der Ausstellung gezeigterKüchen-sessel aus dem Sanatorium Purkersdorf, das 1904 nach Hoffmanns Entwurf errichtet wur-de, ist mit derselben Sorgfalt gefertigt wie die Möbelin den repräsentativen Räumen. Einblau lackierterWerkzeugkasten weist zudem auf das Farbkonzept der Werkstättenim WW-Firmensitz (Neustiftgasse 32–34, Wien VII.)hin, das die organisatorischen Abläufe verein-fachen sollte: In der Metallwerkstätte war alles rot, in der Buchbinderei alles grau, in der Tischlerei alles blau.Besonders wichtig war den Gründern der WW die Wahl und die Verarbeitung des Mate-rials–nie sollte sich ein billiger Gegenstand als etwas Wertvolles ausgeben. Das ist auch Anastassiades’Zugang: „I don’t like materials that are trying to be something they’re not, such as plastics that are sprayed in finishes and made to look like metals.“Ausgebildet als Industriedesigner am Royal College of Art in London,ist Anastassiades primär als Entwerfer von Beleuchtungskörpern bekannt, arbeitet aber auch in vielen ande-ren Bereichen. Er kreierte Gläser für J.&L. Lobmeyr und zuletzt Möbel für die Gebrüder Thonet Vienna. Zudem ister als Ausstellungs-und Raumgestalter tätig. Bereits 2012 wurde er vom MAK eingeladen, sich mit den Biedermeier-Interieurs im Geymüllerschlössel zu beschäftigen:Erschuf dort eine besonders poetische Intervention, indem er die zahlreichen Standuhren aus der Sammlung Sobek in den Raum rückte und zu heimlichen Bewohnern machte.
Ausstellungsdauer: 6. Oktober 2021 – 2. Oktober 2022Öffnungszeiten: Di 10:00–21:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 UhrGastkurator/Ausstellungsgestaltung: Michael AnastassiadesKuratorin: Anne-Katrin Rossberg, Kustodin MAK-Sammlung Metallund Wiener-Werkstätte-ArchivTechnische Koordination: Michael Embacher, Christoph WirthMAK-Eintritt: € 14 / ermäßigt € 11 / Familienkarte € 15Jeden Dienstag 18:00–21:00 Uhr: Eintritt € 6Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19
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