Die als neue „Ansichtssache“ präsentierten Flügel eines Triptychons galten lange als Zeugnisse der „Dürer-Renaissance“ um 1600, als das Interesse an dem 1528 verstorbenen Nürnberger einen Höhepunkt erreichte. Offenbar war ihr Schöpfer unter jenen Malern zu suchen, die am Prager Hof Rudolfs II. die dort versammelten Werke Dürers kopierten bzw. kompilierten: So gehen die Tafeln in wesentlichen Teilen auf das sich heute ebenfalls im Kunsthistorischen Museum befindliche Allerheiligenbild von 1511 zurück, das der Kaiser 1585 aus Nürnberg erworben hatte.Eine jüngere Untersuchung der als Bildträger dienenden Eichenbretter legt jedoch den Schluss nahe, dass die Flügel schon um 1540/50 entstanden. Die Handschrift ihres Malers lässt sich darüber hinaus in einer Anbetung der Könige in Allentown (Pennsylvania, USA) wiederfinden, die ebenfalls in diese Zeit datiert wird. Diese Tafel trägt ein nur noch teilweise lesbares Monogramm, weshalb ihr Künstler nach einem Vorbesitzer auch als „Kress Monogrammist“ bezeichnet wurde. Soweit erkennbar, stimmt es mit dem FH-Monogramm einer Zeichnung der Wiener Albertina überein. Die Vermutung, dass alle diese Werke vom selben Künstler stammen, wird zusätzlich noch durch stilistische Vergleiche, das Wiederkehren auffallender Motive und die zahlreichen Dürer-Anleihen untermauert.
Im Fokus der Ausstellungsreihe Ansichtssache steht jeweils ein außergewöhnliches Bild der Gemäldegalerie, das aus Platzgründen nur selten gezeigt werden kann oder aufgrund von jüngeren Forschungsergebnissen zu einer erneuten Betrachtung einlädt.