Hände von Damu Dagon in Gushiegu, Ghana 2013, Fotografie © Ann-Christine Woehrl Hände von Damu Dagon in Gushiegu, Ghana 2013, Fotografie © Ann-Christine Woehrl - Mit freundlicher Genehmigung von: Staatlichen Museums für Voelkerkunde

Wer: Staatlichen Museums für Voelkerkunde

Was: Ausstellung

Wann: 24.11.2023 - 05.05.2024

Immer wieder werden Menschen von Gemeinschaften für ein vermeintliches Gemeinwohl stigmatisiert und ausgegrenzt. Am Beispiel der abgeschiedenen Northern Region im Norden Ghanas widmet sich diese Ausstellung dem Glauben an Hexerei, der vornehmlich Frauen zu Sündenböcken werden lässt. Solche Vorstellungen existieren in vielen Weltregionen und beschränken sich keineswegs auf…
Immer wieder werden Menschen von Gemeinschaften für ein vermeintliches Gemeinwohl stigmatisiert und ausgegrenzt. Am Beispiel der abgeschiedenen Northern Region im Norden Ghanas widmet sich diese Ausstellung dem Glauben an Hexerei, der vornehmlich Frauen zu Sündenböcken werden lässt. Solche Vorstellungen existieren in vielen Weltregionen und beschränken sich keineswegs auf ländliche oder bildungsbenachteiligte Kreise. Noch heute finden in mehr als 40 Ländern Hexenverfolgungen statt. Auf einer gemeinsamen Reise durch Ghana bis Burkina Faso im Jahr 2005 setzten sich die Künstlerinnen Ann-Christine Woehrl und Senam Okudzeto mit der zeitgenössischen Hexenverfolgung auseinander.

Im Mittelpunkt von Witches in Exile stehen Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden. Neid und Missgunst sowie der Vorwurf, für Krankheiten, Todesfälle, Dürren und andere Katastrophen verantwortlich zu sein, haben diese Frauen zu geächteten Außenseiterinnen gemacht. Oft in Todesgefahr, wurden sie in sogenannte »witch camps« exiliert. Diese Lager, von denen es in Ghana heute acht gibt, befinden sich in sehr abgelegenen Gebieten, weit entfernt von der Hauptstadt Accra. Aus diesem Grund waren sich nur wenige Menschen zur damaligen Zeit in Ghana ihrer Existenz bewusst. Ann-Christine Woehrl zeigt diese Frauen in einer eindringlichen konzeptionellen Porträtserie in ihrer ganzen Würde und Verletzlichkeit – und mit all ihrem Stolz.

Den allgemeineren Kontext der Hexendörfer und der Porträts illustriert Senam Okudzeto in einer Multimedia-Installation – bestehend aus Fotografien aus dem erweiterten Archiv von Ann-Christine Woehrl sowie aus ihren eigenen Fotos, Zeichnungen und Malereien, die speziell für diese Ausstellung angefertigt wurden. Senam Okudzeto erzählt von der gemeinsamen Reise durch Ghana in die Northern Region, wo sie und Ann-Christine Woehrl zwei sehr unterschiedliche »witch camps« besucht haben – Kukuo und Gambaga. Die Arbeiten von Okudzeto und Woehrl veranschaulichen das soziale und wirtschaftliche Gefälle, welches zum damaligen Zeitpunkt zwischen den vom Volta-Stausee abgeschnittenen nördlichen Gebieten und dem sich rasch entwickelnden Zentrum Ghanas sowie seinen Küstenregionen mit seiner Hauptstadt Accra bestand. Dadurch wird versucht, die Porträtserie, die zwischen 2009 und 2013 in den Dörfern Gambaga und Gushiegu entstanden ist, in einen komplexeren geografischen, zeitlichen, sozialen, politischen, religiösen und auch wirtschaftlichen Kontext einzubetten.

Das Museum Fünf Kontinente nimmt die aktuell politische Brisanz des Themas in Ghana und den dortigen kritischen Diskurs über Hexenverfolgung und die Schließung der Hexendörfer zum Anlass, Witches in Exile zum jetzigen Zeitpunkt zu zeigen. Die ghanaische Historikerin Gertrude Nkrumah widmet sich hierfür den soziopolitischen Fragen der aktuellen Debatte.

Senam Okudzeto ist eine britische postnationale Künstlerin US- amerikanischer und ghanaischer Abstammung. Sie lebt und arbeitet in Basel. Da sie von klein auf in den USA, Großbritannien, Europa und Westafrika gelebt hat, ist sie in vielen verschiedenen Kulturen sowohl Insiderin als auch Outsiderin. Als eine Art Übersetzerin kultureller Erfahrungen fließen in ihre Arbeit westafrikanische, US-amerikanische und europäische Perspektiven ein. Okudzeto ist promovierte Kulturwissenschaftlerin (London Consortium, Birkbeck College) und hat Malerei an der Slade School of Fine Art, am Royal College of Art London sowie im Rahmen des Whitney Museum Independent Study Program (ISP) studiert.

Ann-Christine Woehrl, deutsch-französische Fotografin, dokumentiert seit den Anfängen ihrer Karriere nach ihrem Studium in Paris das Leben von Frauen, die als Außenseiterinnen am Rande der Gesellschaft stehen (unter anderem in Un/Sichtbar oder Der Frieden trägt den Namen einer Frau). Die Serie Witches in Exile wurde bereits national wie international ausgestellt, etwa auf dem International Festival of Photography in Belo Horizonte (Brasilien) oder dem Angkor Photo Festival in Kambodscha. Witches in Exile wurde in Kooperation mit Simon Ngota, dem Gründer der ghanaischen NGO Witch-hunt Victims Empowerment Project in Ghana realisiert (weitere Informationen unter www.witches-in-exile.art).

Porträt von Poanyunga Kpanlure in Gambaga, Ghana 2009, Fotografie © Ann-Christine Woehrl Porträt von Poanyunga Kpanlure in Gambaga, Ghana 2009, Fotografie © Ann-Christine Woehrl - Mit freundlicher Genehmigung von: Staatlichen Museums für Voelkerkunde
Tags: Ann-Christine Woehrl, Farbfotografie, Installation

Dienstag – Sonntag9.30 – 17.30 Uhr
 

Das könnte Sie auch interessieren
München, Messe, 15.10.2024 - 20.10.2024
Messeimpression Stand der Galerie Commeter, Foto: Jens Bruchhaus
München, Messe, 25.10.2024 - 27.10.2024
Impressionen ARTMUC 2024 (c) findART.cc Foto frei von Rechten.
München, Auktion, 27.11.2024 - 29.11.2024
Wird im November versteigert: Zarenportrait, wohl Peter der Große, Öl auf Leinwand, beschriftet und dat. 1690.
München, Ausstellung, 21.09.2024 - 05.01.2025
Almut Heise Traum I, 1967 Bleistift 350 x 290 mm © Almut Heise, Hamburg
Prinzessin Sophie von Bayern in der Alten Pinakothek, Eintrag ins Gästebuch Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Haydar Koyupinar
München, Ausstellung, 25.10.2024 - 27.04.2025
Anna Uddenberg (SE *1982) Climber (warcraft) 2019, Unikat: Aquaharz, Fiberglas, Stahl, Bistrotisch, Holzverbundstoff, Acryl-Stoff, Plissee-Taschen, Schlangenlederimitat, Netzgewebe, Polyester, Sprühfarbe, Acrylfarbe, Kunsthaar, Acrylnägel, Polyurethanschaum, 135 x 125 x 115 cm, Sammlung Thiess, München Foto: Gunter Lepkowski Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
München, Ausstellung, 25.10.2024 - 29.03.2026
Ausstellungsimpressionen 2024 (c) findART.cc Foto frei von Rechten.
Archiv
München, Ausstellung, 06.05.2023 - 18.06.2023
Installation. Hella Jongerius: Phoenix – reborn beauty. Photo: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)
München, Ausstellung, 09.12.2022 - 11.06.2023
Serviette mit geöffneten Blüten (Detail), 2. Hälfte 18. Jh., Leinen, Seide, Metall-Lahn, 84,5 x 51 cm, Inv.-Nr. 14-47-5 © Museum Fünf Kontinente, Foto: Nicolai Kästner
Hermann Max Pechstein. Die Ruhende. Öl auf Leinwand, 1911, 75 x 101 cm Schätzpreis: € 1.200.000-1.800.000
München, Auktion, 06.06.2023
Nr. 421 362 Hermann Max Pechstein Selbstbildnis, liegend. 1909/1910 Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm Schätzpreis: € 2 Mio.
München, Auktion, 06.06.2023
Jürgen Klauke (Lot 377, €10/15.000) mit ausgezeichneterAusstellungsprovenienz sowie zwei Arbeiten des Künstlerpaares Anna und Johannes Blume
Niki de Saint Phalle, Fontaine aux quatre Nanas, 1974/1991, Brunnenplastik: Polyester-Harz und Lack, farbig gefasst mit integriertem Wasserleitsystem, ca. 80 x 236 x 236 cm, Schätzpreis350.000 bis 400.000 Euro
Los 1 Altägyptisches Gefäß, Ausrufpreis: 1000 €, Zuschlag 9.750 €
München, Presse, 15.05.2023
Bulldoggen, Dackel, und Möpse
München, Ausstellung, 15.05.2023
Screenshot Portärt Rachel Feinstein
München, Auktion, 06.05.2023 - 12.05.2023
Links: Bronzehelm vom Typ Niederbieber aus dem 3. Jhdt. Rechts: Kammhelm aus Eisen
München, Ausstellung, 24.02.2023 - 06.05.2023
Arnulf Rainer Gelbe Übermalung,1958 Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm, Lucio Fontana Conetto Spaziale, 1957 Öl auf Leinwand, 93 x 73 cm